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Safety Car - Der dritte Benz auf der Strecke (22.3.2001)

Er fährt wenig Runden, hat noch nie ein Rennen durchgefahren, wird selten erwähnt, ist aber oft im Bild - der dritte Silberpfeil auf der Strecke hat mit seinen schnelleren Cousins wenig gemein.

Nicht dass das Safety Car langsam wäre - für uns Normalverbraucher. Beim Rennen in Malaysia 2001 hätte es auf der Regenüberspülten Strecke sicherlich sogar schneller fahren können als die F1-Renner hinter ihm. Aber auch mit der 5,5 Liter AMG Maschine sieht man den meist von professionellen Sportwagenfahrern gelenkten Mercedes zumindest auf trockener Strecke meist hart am Limit durch die Kurven hetzen, während das Feld dahinter relativ gelangweilt aussieht und, zum Warmhalten der Reifen, noch ein paar extra Schlenker einlegt.

Das Konzept des Safety Cars, seit 1994 in der Formel 1 eingeführt, ist vom Pace Car der Amerikanischen Rennserien übernommen. Das momentane Modell ist ein Mercedes CL55 AMG, bereits ab Werk über 220.000 Mark teuer und für den Formel 1 Einsatz nochmals für über 50.000 Mark umgebaut. AMG hat die Leistung des 360 PS starken Gefährts mit einigen "inoffiziellen" Kniffen noch etwas verbessert; das 1,9 Tonnen Auto beschleunigt von 0 auf 100 km/h in - für Strassenwagen - respektablen 5,8 Sekunden (Formel 1 Wagen brauchen dazu zwei Sekunden). Das Fahrwerk ist gegenüber der Serie um 15 mm tiefer gelegt, die Federung entsprechend versteift und die Spur verbreitert. Auf seiner Bereifung von 255/40 vorne bzw. 285/35 hinten, jeweils auf 19 Zoll Rädern, erreicht der Wagen eine Höchstgeschwindigkeit von über 270 km/h. Um auch die Kurvengeschwindigkeit zu maximieren ist der Wagen mit der "Active Body Control" ABC ausgerüstet, einem elektronisch gesteuerten Federungssystem, dass den Nick- und Rollbewegungen der Karosserie in Kurven und beim Einbremsen entgegenwirkt. Für die Rennwagen ist dieses System übrigens seit 1994 verboten. Gebremst wird der Wagen mit der packenden Macht von acht Bremskolben, die auf 380 mm Carbonscheiben beissen.

Für den Fahrer, in diesem Jahr Sportwagenprofi Bernd Maylander, ist der Wagen relativ komfortabel. Das Interieur ist in der AMG-typischen Kombination von Leder und Carbon gehalten, lediglich die Schalensitze und die vier-Punkt-Gurte weichen von der Serie ab. Das ABC kann vom Fahrer abgestimmt werden - Maylander bevorzugt die weichere "Komfort" Einstellung - und die Schaltung erfolgt entweder vollautomatisch oder per TipTronic von Hand, aber ohne Kupplung. Die kleinen, von der neuen S-Klasse übernommen Luxusextras, wie etwa das Öffnen der Türverriegelung per Schlüsselanhänger mit Chip oder das Anlassen per Knopfdruck am Schalthebel, blieben alle erhalten. Extras die dem Normalverbraucher vorenthalten bleiben sind die Lichterkette auf dem Dach - orange blinkend als Warnanzeige, grün als Ankündigung für die Wiederaufnahme des Rennens - die Stroboskopblitzer in den Scheinwerfern und die Kameraausrüstung. Über der Lichterkette findet sich der gleiche Kameraaufsatz wie in den Rennwagen, während im Inneren eine Kamera den Fahrer aus der Mittelkonsole filmt.

Wenn Sie den Wagen auch ohne die hübschen Lichtlein auf dem Dach nehmen wollen, bitte beeilen Sie sich - die "Formel 1 Limited Edition" des Mercedes Benz CL 55 AMG ist auf 55 Exemplare limitiert. Wem die 220.000 DMchen (ohne Extras) aber ohnehin zu teuer sind - Modelle im Masstab 1:18 finden Sie im Mercedes Online Shop: http://www.dcmba.de/dsm/.

GZ


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